Im Gespräch mit neuen Bekanntschaften werde ich nicht selten mit ungläubigen Fragen bombardiert: Wie, du lebst in Neapel? Und das schon seit vier Jahren? Wenn ich dann noch hinzufüge, dass ich selbständig bin und ortsunabhängig arbeite, ist das Staunen nochmal größer. Aber gut, vor einiger Zeit hätte ich mir selbst nicht vorstellen können, was alles möglich ist, wenn man es nur versucht. Heute erzähle ich euch, mein Volontariat im Ausland mein Leben auf den Kopf gestellt hat.
Mein Volontariat im Ausland: Wie alles begann
Im Februar 2013 starte ich mein Jahr als Freiwillige im Rahmen des Projektes European Voluntary Service. Die Projekte werden aus EU-Mitteln gefördert und sind daher entsprechend begehrt, um einen Platz zu bekommen, ist eine kräftige Portion Glück und ein langer Atem nötig. Bei mir war es – das gebe ich ganz offen zu – schlichtweg Zufall, denn ich war damals einfach im richtigen Moment am richtigen Ort. Konkret: Während meines Erasmus-Semesters hatte ich mich so sehr in die Stadt Neapel verliebt, dass ich unbedingt noch mehr Zeit dort verbringen wollte. Warum ich mir nicht einfach einen Job gesucht habe? Weil ich nach einem abgeschlossenen Studium plus Berufserfahrung ehrlich gesagt keine Lust auf Kellnern hatte und der Arbeitsmarkt in Süditalien bekanntlich nicht viele Möglichkeiten bietet. Bereits in Österreich hatte ich mich mit dem Thema Volontariat im Ausland auseinandergesetzt, vor Ort machte ich mich dann nochmal ans Recherchieren und wurde fündig – und wie! Das örtliche Europe Direct Center hatte einen Platz für ein einjähriges Volontariat ausgeschrieben, die Bewerber sollten ein starkes Interesse für Öffentlichkeitsarbeit und interkulturelle Kommunikation mitbringen – Bingo! Ich setzte mich sofort mit der Organisation in Verbindung und wurde kurzerhand persönlich vorstellig. Im August beendete ich meinen sechsmonatigen Erasmus-Aufenthalt und reiste schweren Herzens nach Österreich zurück, denn eine fixe Zusage hatte ich nicht erhalten. Die flatterte dann endlich im Dezember ins Haus und Ende Januar war ich dann wieder am damaligen Ziel meiner Träume.
So, soweit zu meiner sehr persönlichen Story. Ich hatte, wie gesagt, einfach großes Glück, denn in der Regel verläuft die Suche nach einem EVS alles andere als einfach. Die wenigen Plätze sind heiß umkämpft und dazu ist es keine Seltenheit, dass Projekte aufgrund bürokratischer Probleme in letzter Minute abgesagt werden müssen. Leider erweisen sich auch die teilnehmenden Organisationen manchmal als Enttäuschung und nicht selten finden sich die Freiwilligen in Konditionen wieder, von denen vor Reiseantritt keine Rede war. Das musste ich leider am eigenen Leib erfahren, denn obwohl in der Ausschreibung definitiv von einem Einzelzimmer mit Heizung und Internetanschluss die Rede war, fand ich mich auf sechs Quadratmeter mit einer Zimmergenossin wieder. Natürlich wollte ich das nicht einfach so hinnehmen, aber bis ich endlich mein Zimmer hatte, vergingen schlappe zwei Monate, denn mein zuständiger Betreuer vor Ort zeigte sich leider nicht sehr kooperativ und so musste ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen um unsere Rechte kämpfen.
Wie findest du dein perfektes Volontariat? Skill Based Volunteering als Karrieresprungbrett
Was solltest du also beachten, damit es erst gar nicht zu solchen „Missverständnissen“ kommt? Zuallererst solltest du dir selbst Klarheit schaffen, welche Art von Arbeit du verrichten möchtest. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt, von Projekten mit Kindern über Arbeit in Naturschutzgebieten oder Aufklärungskampagnen in Schulen ist alles dabei. Dein perfektes Volontariat im Ausland existiert, du musst es nur finden! Eine gute Alternative zum EVS sind Portale, die verschiedene Projekte vergleichen und vermitteln, wie etwa Volunteer World. Gib einfach über die Suchmaske dein Interessensgebiet sowie die gewünschte Region ein und sieh dir in Ruhe an, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Vor allem, wenn es dich weiter in die Ferne zieht, ist dieser Weg eine hervorragende Wahl. Der Volontär zahlt nur die die Gebühren, die das Projekt erhebt, wobei der Beitrag üblicherweise Kost und Logis deckt. Zudem kann jeder Freiwillige auch Ambassador werden, über seine Erfahrungen berichten, andere motivieren und so auch etwas Geld verdienen. Absoluter Vorteil: Die Organisation zeigt transparent auf, wer dein Ansprechpartner ist, wofür das Projekt steht und welche Gebühren auf dich zukommen. Dabei werden nicht nur die erhobenen Kosten des Projektes berücksichtigt, sondern auch weitere Gebühren und Services wie zum Beispiel Versicherungen und Visa.
Lohnt sich das alles denn überhaupt?
Natürlich kann ich nur für mich sprechen, aber wenn ich heute Bilanz ziehe, kann ich zu 100 Prozent sagen: JA! In diesem Jahr konnte ich soviel an Erlebnissen und Erfahrungen mitnehmen, und auch wenn’s ab und an Stress gab oder einfach mal alles nervte – ich möchte keine Sekunde davon missen. Und letztendlich ermöglichte mir das Volontariat im Ausland nicht nur, komplett in eine andere Mentalität einzutauchen, sondern verpasste mir auch einen willkommenen Schubs in Richtung Karriereplanung. Mit einem klassischen Nine-to-Five Bürojob hatte ich schon während des Studiums meine Probleme, an zufriedenstellenden Alternativen mangelte es jedoch. Während meines Projektes wurde mir vor allem durch den Austausch mit Gleichgesinnten klar, wie viele Möglichkeiten es auch abseits klassischer Strukturen gibt und dass ich nicht die Einzige bin, die so tickt. Nachdem das Jahr zu Ende ging, wagte ich dann einfach den Sprung ins kalte Wasser: Ich beschloss, in Neapel zu bleiben, ließ mich von einer Web Agency anheuern und wagte schließlich als freie Texterin und Social-Media-Managerin den Sprung in die Selbständigkeit. Heute verdiene ich mein Geld mit dem, was mir Spaß macht: Bloggen, Texten und Reisen. Mein Job ermöglicht mir volle Ortsunabhängigkeit, das heißt, ich arbeite, wo und wann ich möchte und meine Kunden sitzen in Italien, Österreich, Deutschland oder Spanien. Ohne die Erfahrungen in Neapel hätte ich diesen Schritt wahrscheinlich niemals gewagt und mein Leben wäre in völlig anderen Bahnen verlaufen – wer weiß.
Und hier ein paar Eindrücke aus meinem Jahr als Europa-Volontärin:
*Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Volunteer World.
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Ella
September 20, 2016 at 7:00 pmToll deine Geschichte zu lesen, Karin. Ich finde es immer wahnsinnig interessant und inspirierend, wenn man ein wenig Einblick in das Leben und vor allem die Lebensumstände anderer Leute erhält. Zunächst hat man ja doch oft nur den ersten oberflächlichen Eindruck und man weiß nie wie der Mensch dort gelandet ist wo er jetzt ist! Liebe Grüße, Ella
Karin
Oktober 8, 2016 at 11:31 amHallo Ella,
vielen Dank, das ist schön zu hören! Da geb ich dir recht, ein Blick hinter die Fassade ist immer spannend und wenn andere von den eigenen Erfahrungen profitieren können, umso besser.
Alles Liebe
Karin
Addio Napoli – Abschied von Italien • LEMONS AND VOLCANOES
März 24, 2017 at 5:06 pm[…] getan, im Februar 2013 packte ich wieder meine Koffer, denn ich hatte tatsächlich einen Platz als Volontärin im Rahmen des EVS-Programms ergattert. Für ein ganzes Jahr sollte ich im Europe Direct Center der Stadt an der Planung und […]